Zwölf Spieler nahmen am traditionellen Trainingslager des SC Frankfurt-West am ersten Septemberwochenende im Gasthaus "Zur Sonne" in Schollbrunn teil. Dazu gesellte sich Gundula, die Thomas durch die Mühen dieser Veranstaltung begleiten wollte.
Schach spielen wollte Gundula zwar nicht, übernahm aber die zentrale Rolle, bei einer unerhörten Neuerung, von der noch die Rede sein wird.

Daniel und Richard verpassten wegen einer Autopanne die beiden ersten Runden des Mannschaftsschnellturniers vor dem Mittagessen, so dass Turnierfavorit Daniel keine Punkte für die Gesamtwertung sammeln konnte. Dadurch lag Schollbrunnveteran Uli nach dem Schnellturnier, bei dem wieder vier ausgeloste Wunscheröffnungen gespielt wurden, in Führung.

Um den Rückweg einmal im Hellen antreten zu können, brachen wir schon um 15 Uhr zu der kleinen Wanderung zur Kartause Grünau auf. Auch dank des unerwartet guten Wetters war die Stimmung so animiert, dass der Präsident sogar kurz in den Verdacht geriet, die Strecke in Badelatschen zurücklegen zu wollen.

In der Kartause, am großen Tisch unterm Nussbaum, gab's dann gleich die erste Neuerung: Klonschach.
Weil für die alternierende Partie (ein Brett in der Mitte, zwei Sechsermannschaften) die Arme der meisten wie so oft zu kurz waren, erhielt einfach jede Mannschaft ihr eigenes Brett, auf dem die Partie dupliziert wurde. Gundula, an der Schnittstelle zwischen den Teams "Sonne" und "Kartause", bediente die Uhr, was die Zahl umgeworfener Gläser im Vergleich zu früher deutlich reduzierte. Das war schon recht komfortabel, aber die Züge der Gegner nachzuziehen, war doch lästig.
Da hatte Meise die einigermaßen wahnwitzige Idee, einfach nur einen Figurensatz für beide Bretter zu verwenden. Und auch das funktionierte irgendwie, wenn auch das Entfernen der geschlagenen Figur am gegnerischen Brett oft nur widerwillig durchgeführt wurde. Dagegen bediente die Uhrenbeauftragte ihr Gerät mit absoluter Präzision.
Die letzte Herausforderung war wieder das alternierende Blindschnellschach für Übermotivierte. Die Zeiten, als das Brett per Sichtschutz verdeckt wurde, sind vorbei. Claus protokollierte die Partie auf dem Smartphone und führte auch das wie üblich recht frühe Ende der Partie herbei, indem er die "Sonne" wegen des dritten ungültigen Zuges aus dem Rennen nahm.

Wieder zurück im Gasthaus kam beim Mannschaftsblitz nach Jahren wieder einmal die legendäre Meise-Uhr (alle Uhren sind miteinander verkabelt, jede Uhr zeigt die Gesamtzeit der beiden Mannschaften, bei Zeitüberschreitung sind alle noch laufenden Partien verloren) zum Einsatz. Sechs der selbstgebauten Module hatte Thomas noch funktionsfähig aus einer Kiste im Keller hervorgekramt.
Durch den nachträglichen Einbau von Daniel war die "Kartause" ziemlich bevorteilt und dominierte das Mannschaftsblitz klar. Im Gefühl der Überlegenheit ließ es aber anscheinend der ein oder andere etwas zu ruhig angehen, was in der Rückrunde zu zwei drastischen Zeitüberschreitungen (0:6 und 1:5) führte. Uli behielt die Führung in der Gesamtwertung, da Daniel, wie vom TL nach der Pause verfügt, in seiner Mannschaft spielte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Das Abendessen wurde wie immer harmonisch in den Ablauf integriert. Ebenso harmonisch wurden alle sieben noch verfügbaren 650gr Koteletts ihrer Bestimmung zugeführt.

Das Mitternachtsblitz machte seinem Namen alle Ehre und endete tatsächlich erst weit nach Mitternacht. Daniel gewann erwartungsgemäß, konnte aber in der Gesamtwertung nur einen Punkt auf den Führenden gut machen, weil Uli auf Platz 2 landete. Bemerkenswert auch, dass Karl bester Philipp wurde.

Dem Wildschweinbesuch mit Pilzsuch-Exkursen am nächsten Morgen verweigerte sich als einer der ganz wenigen auch der Präsi. Beim Blick auf die Tabelle des nachfolgenden Chess960-Turniers kann man sich des Verdachts nicht erwehren, dass ein bisschen Frischluft nichts geschadet hätte.
Daniels Überlegenheit war noch größer als um Mitternacht und er gewann alle Partien! Uli konnte nicht mehr mithalten und musste auch noch Norbert und Matthias vorbeiziehen lassen. Damit kam es in der Gesamtwertung zum Gleichstand und Daniel gewann hochverdient dank des Sieges im Mitternachtsturnier.

Und wieder war unser Treffen im Spessart von der ersten bis zur letzten Minute eine runde Sache. Es passte alles - Gasthaus, Wirtsleute, Natur und vor allem die gut gelaunten Teilnehmer.

Das erste Septemberwochenende 2018 ist schon gebucht.