Gleich nach den Kriegswirren 1946 – 47 wurde ein zaghafter Spielbetrieb im Gasthaus „Zur Quelle“ in Unterliederbach aufgenommen. Unter der Leitung von Hermann Held, Eugen Scharting und Paul Kern, dem Gründer des Vereins, konnte 1949 im Saal des Spiellokales mit einer Simultanveranstaltung des Großmeisters Bogoljubov, der dann auch Ehrenmitglied wurde, das 25-jährige Jubiläum gefeiert werden.
Nach dem Wechsel des Spiellokales ca. 1951 (von nun an wurde im „Deutschen Haus“ in der Königsteiner Straße gespielt) ging es kontinuierlich bergauf. Ferdinand Zentgraf übernahm als Vorsitzender die Geschäfte des Vereines.
Hermann Held, schon damals eine Legende des Vereins, mußte aus gesundheitlichen Gründen das Handtuch werfen, blieb aber als Organisator von Veranstaltungen (wie Weihnachtsfeier, Ausflüge etc.) dem Vorstand erhalten.
Eine glückliche Fügung ergab sich mit dem Bau der „Sport- und Kulturhalle“ in Unterliederbach. Die Räumlichkeiten im „Deutschen Haus“ waren inzwischen zu klein geworden und so konnte durch den Erwerb eines sogenannten „Bausteines“ (ca. 150,-- DM) das Kolleg in dem neu erbauten Haus genutzt werden.
Der Spielbetrieb nahm für damalige Verhältnisse ungeahnte Ausmaße an. Die 1. Mannschaft, die in der höchsten Spielklasse der Main-Taunus-Schachvereinigung spielte und mit Hans Kaesler ihren stärksten Spieler hatte, wurde durch Neuzugänge aus Frankfurt (Heinrich Lamm und Max Ludwig) noch bereichert. Leider wurden wir jüngeren Spieler durch die starken Neuzugänge immer mehr nach hinten durchgereicht, was aber als positive Folge hatte, daß wir uns mehr mit Schachtheorie befaßten.
Der Frankfurter Meisterspieler Jäger wurde verpflichtet und anfänglich wurde intensiv am Demonstrationsbrett gearbeitet. Leider ließ, weil zu schwierig, das Interesse nach einiger Zeit nach und so wurde diese Form des Lernens wieder eingestellt.
1964
Bis zum Erreichen des 40-jährigen Jubiläums stellten sich dennoch
sportliche Erfolge ein, obwohl die familiären Veranstaltungen immer ein
bißchen im Vordergrund standen. Dieses Jubiläum mit dem Vorstand
Ferdinand Zentgraf 1. Vorsitzender
Eugen Scharting Kassierer
Karl Bay Schriftführer und
Hermann Leipe Turnierleiter
wurde ein großer Erfolg. Einem großen Festkommers mit Ehrungen verdienter Mitglieder folgte eine Simultanveranstaltung mit „Sigmund Wolk“, dem damaligen Deutschen Meister.
Die Mitgliederanzahl war auf über 40 angewachsen und eine 2. Mannschaft konnte angemeldet werden.
1965 wurde ein neuer Vorstand gewählt und Ferdinand Zentgraf wurde Ehrenvorsitzender. Dieser neue Vorstand, bestehend aus
Hermann Leipe 1. Vorsitzender
Johann Bay Kassierer
Alfred Schudok Schriftführer
Wolfgang Mala Turnierleiter und
Max Würfel Zeugwart
sollte den Verein nach dem Motto „Neue Besen kehren gut“ zu neuen Ufern führen. Schulschach war angesagt! Johann Bay und Paul Kern, unsere rüstigen Rentner, übernahmen zusammen mit dem Lehrer in der Walter-Kolb-Schule den Unterricht mit ca. 30 Schülern der letzten Klasse. Das Schulfest konnten wir aktiv mitgestalten. Die Schüler beteiligten sich mit ihrem bis dahin erworbenen Schachwissen an einer Schachpartie mit lebenden Figuren und spielten gegen unseren Meisterspieler Alexander Jugov simultan.
Wir erinnerten uns auch an die erfolgreiche Zeit unter dem Vorsitz von Hermann Held und banden die Familie wieder mehr in das Vereinsleben ein. Weihnachtsfeiern und Ausflüge mit Kind und Kegel rückten wieder mehr in den Vordergrund. Busreisen mit Übernachtung in den Westerwald, in die Rhön und nach Zerf in den elterlichen Gasthof unseres heutigen Präsidenten, um nur einige zu nennen, waren absolute Highlights. Jeder Ausflug beinhaltete einen Tanzabend mit Lifemusik und Gesellschaftsspielen und es wurden unsere Vereinsmeister, Pokalsieger etc. an solchen bunten Abenden geehrt. So erfuhren die Familienmitglieder, was im Verein sportlich geleistet wurde.
Ein Höhepunkt unserer Bemühungen war eine Wettkampfreise nach Heiligenhafen an die Ostsee. Wir fuhren mit 2 Mannschaften in eigens für uns reservierten Abteilen mit dem Zug ab Frankfurt in Richtung Norden. Nach zweimaligem Umsteigen – in Hamburg und Neustadt – wurden wir von unseren Gastgebern in Heiligenhafen im Kursaal empfangen. Freundliche Begrüßungsworte wurden ausgetauscht und nach einem gemeinsamen Essen begann der Wettkampf an 16 Brettern gegen eine schleswig-holsteinische Auswahlmannschaft. Etwas übermüdet von der langen Reise verloren wir mit 10 : 6. Am nächsten Tag – wir übernachteten einzeln bei unseren Gastgebern – lernten wir Heiligenhafen und die Insel Fehmarn kennen. Unsere jüngeren Spieler badeten in der noch kalten Ostsee. Nach dem Versprechen eines Rückkampfes (zu dem es aber leider nie kam) fuhren wir zufrieden wieder Richtung Heimat.
1974
Unser 50-jähriges Jubiläum. Ca. 1 Jahr vorher begannen bereits die
Vorbereitungen. Als Schirmherr konnte der Unternehmer Ludwig Jost von der Wachstuchfabrik
Jovolet in Unterliederbach gewonnen werden. In zahlreichen Vorstandssitzungen
wurde jedes Detail besprochen; die Einladungen (mit Plakatwerbung) wurden vom
1. Vorsitzenden persönlich in jeden Verein des Main-Taunus-Kreises gebracht.
Im Mai 1974 war es dann soweit. Mit einem großen Aufgebot gedachten wir auf dem Friedhof unserer Verstorbenen. Ein Festkommers war der gesellschaftliche Höhepunkt. Der 1. Vorsitzende und Vertreter befreundeter Vereine der Main-Taunus-Schachvereinigung überbrachten Glückwünsche und Anerkennung. Verdiente Mitglieder wurden geehrt, eine große Tombola und eine Musikkapelle mit drei Mann gaben der Veranstaltung den nötigen Rahmen. Das dem Gründer der Main-Taunus-Schachvereinigung gewidmete Heinrich-Finger-Gedenkturnier und ein Jugendturnier im großen Saal der Sport- und Kulturhalle gaben unserem Jubiläum einen sportlichen Rahmen, den es bis dahin noch nicht gegeben hatte.
Das Jubiläumsjahr fand seinen Abschluß in einer Weihnachtsfeier mit dem bis heute unübertroffenen Hans Mokry als Weihnachtsmann und besonderen Dankesworten des Vorsitzenden an Johann Bay und Alfred Schudok sowie an die Frauen unserer Mitglieder, die mit großem Eifer mitgearbeitet hatten.
Ein weiteres Dankeschön an alle Mitglieder war eine Busreise in den Schwarzwald nach Freudenstadt. In einem schönen Hotel in Freudenstadt-Lauterbad war man bei Tanz und fröhlichen Gesellschaftsspielen einhellig der Meinung, daß unser Jubiläum ein voller Erfolg gewesen war.
Die nächsten zwei Jahre erlebte der Verein trotz dieses erfolgreichen Jubiläumsjahres eine sportliche Stagnation. Johann Bay und Alfred Schudok verstarben plötzlich und unerwartet. Sie hinterließen eine Lücke, die zu schließen wir nicht in der Lage waren.
Ein bißchen amtsmüde wechselte dann nach 12-jähriger Tätigkeit auch der 1. Vorsitzende.
Hermann Leipe