Hochsicherheitsschach in Zeiten von Corona

Das im Wesentlichen von Claus entwickelte und von der Saalbau genehmigte Konzept zur sicheren Durchführung eines Spielabends hat seinen Praxistest bestanden!
Im größten Raum der Stadthalle fanden zwei der vor der Spielerversammlung noch zu spielenden Partien statt, darunter das Pokalendspiel. Insgesamt verloren sich sechs Spieler an drei von sieben Partie-Inseln. Die Ansteckungsgefahr für die Anwesenden war somit sicher nicht größer als bei einem Restaurantbesuch.


Die Idee, wie man den nötigen Abstand zwischen den Spielern herstellen könnte, entstand eigentlich schon vor knapp drei Jahren in Schollbrunn - wo sonst!
Wie das Bild aus der Kartause zeigt, wurde damals sogar ein Figurensatz eingespart! Dafür hatten wir allerdings eine hauptamtliche Uhrdrückerin.

 

Das jetzt entwickelte Corona-Modell mit zwei Figurensätzen belästigt einen zwar mit der Pflicht, die gegnerischen Züge selbst auszuführen, bietet aber deutliche Vorteile bei der Stellungsbewertung.
Auch wenn ein Bild vom Partiestart einen anderen Eindruck vermitteln mag, ist f
ür durchschnittlich große Spieler, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, die Uhr durchaus mit den Fingerkuppen zu erreichen - ohne dabei die Sitzposition zu verlassen!
Auch das Ablesen der Uhr ist möglich.

Eine Zeitnotphase trat dieses Mal noch nicht auf. Mit nur noch Sekunden auf der Uhr, könnte es bei mangelnder Übung schon vorkommen, dass sich auf beiden Brettern unterschiedliche Stellungen entwickeln. Vielleicht kann das Corona-Modell auf diese Weise bei dem ein oder anderen sogar als Therapieform gegen die Zeitnotkrankheit eingesetzt werden.

Überhaupt sollte man das Ziehen der gegnerischen Figur sofort in Angriff nehmen, wenn man bemerkt hat, dass auf dem Brett gegenüber nicht mehr alles so aussieht wie auf dem eigenen. Wie gewohnt, den Zug zunächst zu notieren, kann erfahrungsgemäß dazu verleiten, ihn danach gar nicht auszuführen. Normalerweise fällt das aber nach einer gewissen Zeit auf.
Ganz korrekte Spieler sagen sogar den eigenen Zug an. Damit lässt sich zumindest vermeiden, dass man in Erwartung des Gegenzugs prüfend hinübersieht, nur weil
der Gegner erst mit Verzögerung den eigenen Zug nachvollzogen hat.

 

Noch ein paar Details zu den Hygiene- und sonstigen Vorsichtsmaßnahmen.
Durch Aushänge an der Eingangstür wurde auch dem verschlafensten Schächer klar gemacht, dass er kurz davor ist, eine Sperrzone zu betreten.

Drinnen wurde ihm dann gleich eine Anwesenheitsliste unter die Nase gehalten. Da halfen auch keine Ausreden:"Aber ich weiß doch noch gar nicht, ob ich einen Gegner habe!" "Du stehst hier im Raum, trag dich ein!"

Uli flutete zu Beginn im wahrsten Sinne des Wortes überflüssigerweise sein Brett nebst Figuren mit Desinfektionslösung, obwohl das Spielmaterial ja wohl virenfrei seit 3 Monaten im Schrank gelagert hatte. Auch sein Vergleich mit dem Wässern des Platzes in der Bundesliga hinkte - da werden die Spieler ja nicht mitgewässert. Immerhin wurde diese Prozedur nach dem Partieende wiederholt.

Die Saalbau hatte neben der großzügigen Raumgestaltung noch eine Sicherheits-Weltneuheit auf Lager: die absolut seuchensichere, einzeln zu betretende Einzeltoilette!

 

Eins ist klar: die Einschränkungen wegen COVID-19 werden so schnell nicht verschwinden. Wir glauben aber, dass wir uns mit diesem Konzept zumindest eine Möglichkeit eröffnet haben, ab und zu eine richtige Schachpartie zu spielen. Ob und wann das wieder zu einem regulären Vereinsabend führen wird, bleibt abzuwarten.
Am nächsten Freitag werden die letzten Partien unserer Vereinsturniere 2019/20 gespielt und nach den Sommerferien sehen wir dann weiter. (UB)